Großes Friedensfest  in Remagen (08.05.2010):
Zum 65.Jahrestag des Kriegsendes

Am 8. Mai, zum 65  Jahrestag des Kriegsendes, fand unter dem Motto „Wir gedenken – wir feiern“ den ganzen Tag über ein großes Friedensfest in Remagen statt. Vorbereitet und getragen war das Fest von einem bunten und breiten Spektrum aktiver und engagierter Menschen überwiegend aus der Bürgerschaft, aber auch aus der alternativen Szene, von den Kirchen, den politischen Parteien und Initiativen, von Vereinen und Migrationsbeiräten, von Schulen, Kindergärten, und  Asta der Fachhochschule, von der Remagener Karnevalsgesellschaft über die Stolpersteininitiative für die ehemaligen jüdischen Mitbürger bis zur Antifaaktionsgruppe Ahrweiler. Für dieses Fest hatten sie sich zum  „Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie“ zusammengeschlossen.

 

Remagen spielt  in der Geschichte des 1. und 2. Weltkrieges und des Gedenkens eine große Rolle. Die  Eisenbahnbrücke über den Rhein war schon für den 1. Weltkrieg gebaut worden. Ihre Eroberung  durch die 9. amerikanische Division am 7. März 1945, bevor sie von der Wehrmacht gesprengt werden konnte,  und die kurzzeitige Möglichkeit ihrer Nutzung als Rheinübergang,  bis sie nach 10 Tage einstürzte, hat das Kriegsende näher gebracht.  Ca. 300. 000 deutsche Soldaten wurden nach der Kapitulation im Frühsommer 1945 in dem neuen fürchterlichen Lager „Goldene Meile“  unter freiem Himmel unter entsetzlichen Umständen gefangen gehalten. Mehr als 1200  kamen Krank, entkräftet und verhungert ums Leben.  1980 wurde  in den Remagener Brückenköpfen eine Gedenkstätte als Friedensmuseum eingerichtet.

 

Vor 15 Jahre wurde auf dem Gelände des Gefangenenlagers, wo sich heute ein großer Camping- und Caravanplatz befindet, die Friedenskapelle mit der von einem Gefangenem aus Gestein und Lehm des Lagers modellierten  Schwarzen Madonna aufgerichtet. Vor dieser Kapelle wurde das Friedensfest mit einem Ökumenischen Gottesdienst unter dem Leitmotiv „Suchet den Frieden und jaget ihm nach“ eröffnet. Ein Überlebender und der frühere Remagener Bürgermeister Kürten erinnerten an das Todeslager und die Anfänge der Versöhnungsarbeit. Superintendent Stahl ermutigte in seiner Predigt zum Glauben an einen Frieden im Geist gewaltfreier prophetisch -  jesuanischer Visionen, ein Frieden, der sich durcheinen harten und bis heute wieder härter werdenden Boden von Krieg und Gewalt, von Resignation und Ignoranz mit wundersamer Kraft Bahn brechen kann wie die Triebe  tief verwurzelter Sträucher und Bäume. Hilfreich für das Wachsen der Friedensbäume ist das Auflockern des harten Bodens zum Beispiel durch die Erinnerungsarbeit an die Leiden, Not und Unrecht des Krieges und den Willen, selbst aktiv zu werden für gegenseitiges Verstehen und Versöhnen, wie es in Remagen geschieht. 

 

Dank der vielen Gruppen, die sich für das Friedensfest engagierten, nahm es einen abwechslungs- und inhaltsreichen Verlauf mit Grußworten der Initiatorin Agnes Menacher, der Staatssekretärin Beate Reich in Vertretung des Schirmherrn Ministerpräsident Kurt Beck, des Bürgermeisters von Remagen Georgi und der Vertreterin der französischen Partnerstadt bei der Eröffnung und im Verlaufe des Tages mit Buchaustallungen ,Infoständen, Führungen im Friedensmuseum, einer Kundgebung gegen Rechts auf dem Rathausplatz, mit Kinderprogramm, Friedensläufen und einer Party in der Fachhochschule. Höhepunkt war am Nachmittag ein zur Besinnung und Ruhe bringendes Konzert in der Rheinhalle mit  Soli, Duetten und Quintetten des Landesmusikgymnasiums sowie mit  Rezitationen und Gesangsvorträgen Zum Abschluss ließen Jugendliche 99 Luftballons mit Friedensbotschaften  am Friedensmuseum aufsteigen.  
Das „Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie“ wurde gegründet, um das Gedenken an der Remagener Brücke nicht den neonationalistischen Kräften zu überlassen. Ab sofort sollen  jährlich zwei öffentliche Veranstaltungen stattfinden.
(Klaus Schneidewind, 8.5.2010)