„Auf den Spuren jüdischen Lebens“ (02.11.2013):
 
1. Begleitveranstaltung zum Projekt „Juden in Remagen“ begeistert Teilnehmer

Nur eine halbe Stunde Fahrzeit benötigt man, um das idyllisch an der Nette gelegene Örtchen Saffig zu erreichen. Jedoch sollte nicht die berühmte Balthasar-Neumann-Kirche unser Ziel sein, sondern ein anderes Gotteshaus: die kleine, in Grotzensteinen erbaute Synagoge. Wie die Remagener Synagoge stammt sie aus dem 19. Jahrhundert und auch sie wurde im November 1938 verwüstet, das Inventar vor dem Gebäude verbrannt. „Um die angrenzenden Häuser nicht in Gefahr zu bringen, wurde die Synagoge allerdings nicht abgebrannt“, so erläutert der Vorsitzende des 1986 gegründeten Förderkreises Synagoge e.V. Saffig, Martin Roggatz. Das Gebäude diente als Geräteschuppen und war stark sanierungsbedürftig als der Verein es kaufte und vorbildlich renovierte. Lothar Knothe, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Neuwied-Mittelrhein, freute sich, dass der Betsaal komplett gefüllt war. „Wir sind glücklich, dass wir diese Synagoge für unsere Gottesdienste und Feste nutzen können. Es ist weit und breit die einzige Synagoge, die sakral und nicht für Events genutzt wird.“ Bei schönstem Herbstwetter ging die Fahrt Richtung Miesenheim. Nur wenige Meter Fußweg und wir sind weit weg vom Lärm der Straße auf dem jüdischen Friedhof. Der 8,36 Ar große Verbandsfriedhof der jüdischen Gemeinden Miesenheim, Plaidt und Saffig wurde 1853 angelegt. „Der Friedhof hat 66 Grabsteine, darunter einige in Baumform, eine Gestaltung, die es auf keinem Friedhof im Kreis Ahrweiler gibt“, erläutert Martin Roggatz, der ein ausgewiesener Kenner der jüdischen Geschichte in der Pellenz ist.

Unsere Fahrt ging weiter nach Andernach. Dr. Klaus Schäfer, Leiter des Kulturamtes der Stadt Andernach, begrüßte uns am Mahnmal der Euthanasie-Opfer. Es soll an die Patienten der Heil- und Pflegeanstalt erinnern. Sie war in der NS-Zeit Sammelort für den südlichen Teil der Rheinprovinz. „Von hier aus wurden Menschen in die Gaskammern im Osten verschleppt und ermordet. 1996 initiierte das Berta-von Suttner-Gymnasium diese Gedenkstätte: den „Spiegelcontainer“. Doch erst einmal wollte niemand den Container haben. So war die evangelische Christuskirche auf der Hochstraße schließlich bereit, ihn auf ihrem Grundstück aufzustellen“, so Klaus Schäfer.

An die lange Geschichte jüdischer Kultur in Andernach erinnert die Mikwe (jüdisches Bad) im Alten Rathaus, die wir anschließend besichtigten. Herauszufinden, wie alt die Mikwe in Andernach ist, wurde erst kürzlich durch die dendrochronologische Untersuchung der massiven Holzbalken im Fundament erreicht: sie stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Nach so viel Wissensvermittlung und Marsch war eine Stärkung im Café Winzig Abschluss einer schönen, erkenntnisreichen Exkursion.

Die Exkursion fand in Kooperation mit der VHS Remagen im Rahmen des Ausstellungsprojektes „Mitbürger unter Vorbehalt- Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung“ statt.