Mahnwache gegen Neonazis (20.11.2010):

Mit einer Mahnwache hatte das Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie zum dritten Mal innerhalb eines Jahres zur Teilnahme an einer Veranstaltung gegen Neonazis aufgerufen. Im letzten Jahr war deren Aufmarsch einen Tag vor Totensonntag Auslöser für die Gründung des Bündnisses gewesen.

Zum Auftakt waren ca. 150-200 Bürgerinnen und Bürger erschienen, mehr als doppelt so viele wie im letzten Jahr, später kamen weitere hinzu. Die Friedenskirche hatte ihre Türen geöffnet, alle Anwesenden konnten sich ab und zu bei Kaffee und Tee aufwärmen und besinnlichem Orgelspiel und Friedensliedern zur Gitarrenmusik lauschen.

Zuvor hatte die Verhüllung der ‚Schwarzen Madonna’ gezeigt, dass zunehmend mehr Bürgerinnen und Bürger von Remagen mobil machen gegen geschichtsverfälschende Parolen und Aktionen. Das Terrain der Kapelle gehört dem Verein Friedensmuseum Remagen. Der Verein mit seinem Vorsitzenden Altbürgermeister Hans Peter Kürten hatte das Vorhaben ausdrücklich unterstützt, setzt es doch ein Zeichen, dass Remagen das Gedenken an die Verstorbenen der Lager nicht verunglimpfen lassen will. Auch Plakate an der Wegstrecke der Neonazis, zuvor ausdrücklich befürwortet von der Stadtverwaltung, zeigten den Neonazis, dass Remagen sie nicht in ihrer Stadt haben will.

Für die Teilnehmenden des Bündnisses war positiv zu vermerken, dass Ordnungsamt und Polizei weder Linke noch Bündnis-Unterstützer in der Stadt durch Barrieren abgesondert hatten. So wurde das Stadtzentrum von Versammlungen weitgehend verschont, die Wochenend-Einkäufe konnten ungehindert getätigt werden. Erfreut wurde auch zur Kenntnis genommen, dass politische Führungskräfte zahlreich erschienen waren, um das Anliegen des Bündnisses zu unterstützen. Es kamen Landrat Dr. J. Pföhler, Staatssekretärin Beate Reich, MdL Guido Ernst, MdL Bernd Lang, die Bürgermeister von Remagen und Sinzig, Herbert Georgi und Wolfgang Kroeger sowie Beigeordnete der Stadt Remagen. Dr. Pföhler schilderte eindrücklich den Ernst der Lage im Kreis Ahrweiler in Bezug auf Rechtsextremismus und verwies auf deren Aktion in Bad Bodendorf am Volkstrauertag. Er machte seine Bereitschaft deutlich, auf Kreisebene einen runden Tisch gegen Rechts zu initiieren. Auch Bürgermeister Georgi unterstrich die Notwendigkeit, gemeinsam Konzepte gegen Rechts zu erarbeiten. Beide dankten dem Bündnis für die beharrliche Arbeit.

Für die Kirchengemeinden sprachen Pfarrerin Elisabeth Reuter und Dechant Dr. Johannes Georg Meyer. Klaus Neufang, Pfarrer im Ruhestand und wie seine Kollegen Bündnismitglied, wies auf die historischen Fakten hin, besonders darauf, dass in den Rheinwiesenlagern nachweisbar zwischen 1200 und 1300 Menschen gestorben sind, nicht Millionen, wie es von den Neonazis behauptet wird. Dr. Jürgen Ries von der jüdischen Gemeinde Neuwied beendete die Ansprachen mit der Lesung aus dem Propheten Obadja
und sang eindrucksvoll den 23. Psalm „Der Herr ist mein Hirte“ auf hebräisch.

Die gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsbehörde und der persönliche Einsatz des Organisationsteams führten zu einem friedlichen Verlauf der Mahnwache. Es zeigte sich, dass Bündnis und Ordnungskräfte die Erfahrungen aus den vorangegangenen Veranstaltungen konstruktiv umgesetzt haben. Dies wird auch in Zukunft wichtig sein: Nur mit vereinten Kräften ist zu verhindern, dass die Neonazis weiter Raum für ihre Zwecke gewinnen.
Das Bündnis ist weiterhin von seinem Konzept überzeugt, alle gegen Rechts gesinnten Demokraten einzubinden und die friedliche Arbeit gegen Rechts in Remagen weiter voran zu treiben.

Schweigen hat das menschenverachtende, mörderische System des Nationalsozialismus ermöglicht. Schweigen führt auch heute dazu, dass das Reden und Handeln der Neo-Nazis ungestraft bleibt. Nur entschlossener Widerspruch und aktiver Widerstand auf breiter Basis kann dies verhindern.

Wie sagte ein Angehöriger der Polizei: „Noch mehr Leute auf die Beine zu bringen gegen die Nazis, das ist Eure Aufgabe als Bürger.“
„Der ‚Heldengedenk-Marsch’ der Rechtsradikalen verlief kurz und kläglich, die Gegendemonstranten waren weit in der Überzahl“ (Süddeutsche Zeitung, 15.11.2010)

Eine solche Schlagzeile würde sich das Bündnis für die Zukunft wünschen. (Pressemeldung Bündnis)