H. Heisel: Als deutscher Soldat in der Resistance (03.05.2010)

Mehr als sechzig Zuhörende waren bei der Veranstaltung der Antifa im Alten Jugendheim Remagen anwesend, davon bestand die überwältigende Mehrheit aus jungen Menschen, die aufmerksam und respektvoll dem Bericht des Redners lauschten. Er kam 1940 zur Kriegsmarine und war zuletzt Fernschreibobermaat beim Marinestab in Paris. Er kam dort mit einem französischen Schneider ins Gespräch, später mit seinem Friseur. Sie freundeten sich an. Der Schneider sprach deutsch und begann mit dem deutschen Soldaten zu diskutieren und ihn zu informieren über Deportationen von Franzosen, über Konzentrationslager, darüber was in deutschem Namen geschah.

Immer stärker wurde ihm bewusst, dass er sich zum Komplizen des Unrechts machte in diesem Krieg von deutscher Seite aus. 'Da musste ich etwas tun', so sein Bericht. Hans Heisel organisierte die Bildung einer antifaschistischen Widerstandsgruppe in der Wehrmacht, er bekam Kontakte zur Résistance. Es habe sonst keine Strukturen zur Zusammenarbeit im Widerstand gegeben, und so sei er damals, eher zufällig, Kommunist geworden. Beim Verteilen von Flugblättern sollte er verhaftet werden, konnte aber fliehen. Er war nicht erkannt worden, und so kam es dazu, dass er von einem befreundeten Vorgesetzten zu seiner eigenen Verfolgung eingesetzt wurde. Das rettete ihm das Leben.

Immer wieder war in großer Gefahr. Beim Volksaufstand in Paris im August 1944 arbeitete er bereits zusammen mit anderen aus seiner Widerstandsgruppe im Untergrund. Seine beiden französichen Freunde gaben ihm Unterkunft und Zivilkleidung. Ziel war, die deutschen Kameraden zur Aufgabe zu bewegen. Aber die meisten von ihnen waren noch immer vom Endsieg überzeugt. Als er im Sommer 1945 nach Deutschland zurückkommt, wird ihm sein Seesack mit Gepäck nachgeschickt. Unter den Einlagen in seinen Schuhen findet er Flugblätter, die er dort versteckt hatte. 'Das war für mich das Zeichen, dass sie in der Wehrmacht nichts davon gewusst haben', sagt Hans Heisel abschließend. Befriedigung und auch noch immer etwas Verwunderung sind ihm anzumerken. Dem Zeitzeugen ist es gelungen, einen sehr interessanten Einblick zu geben in das Schicksal eines deutschen Resistance-Kämpfers auch auf der menschlichen Ebene.